Papst Franziskus hat die kirchliche Mitwirkung
an Hexenverfolgungen und Ketzerverbrennungen als Unrecht angeprangert.
Die Schuld an diesen Exzessen sieht er bei „Buchstabengelehrten“.
Oft seien in der Geschichte Menschen getötet und verurteilt
worden, „obwohl sie unschuldig waren: verurteilt mit dem Wort Gottes
gegen das Wort Gottes“, sagte er am Montag in seiner Morgenmesse im
Vatikan. Die Beschuldigten seien verbrannt worden, „weil sie sich nach
Meinung der Richter nicht dem Wort Gottes anpassten“, so der Papst laut
der vatikanischen Tageszeitung „Osservatore Romano“ (Dienstag-Ausgabe)......................weitere Infos
Der Politologe und Autor Carsten Frerk über Religionsgesellschaften als
Wirtschaftsunternehmen, ihre immer noch starke Vernetzung und die Scheu
der Politiker, sich mit ihnen anzulegen.
....Was wäre denn ohne die Göttlichkeit?
Sie müssten Bilanzen veröffentlichen, wirtschaftlich transparent sein, wie
andere staatliche Körperschaften auch. Dagegen verwehrt sich die Kirche
und begründet ihr Paralleluniversum mit Artikel 140 des Grundgesetzes:
„Religionsgesellschaften verwalten ihre Angelegenheiten ohne Mitwirkung
des bürgerlichen Staates.“ Das wird ihnen wie jedem anderen Verein auch
zugebilligt. Nur haben es die Kirchen geschickt verstanden, dieses
Selbstverwalten in ein Selbstbestimmungsrecht zu überführen. So hat die
katholische Kirche den massenhaften sexuellen Missbrauch durch geweihte
Priester als „eigene Angelegenheit“ definiert und die Missbrauchsfälle
nicht an die Staatsanwaltschaft, sondern nach Rom gemeldet..................
GLAUBE Mehr als 60 Prozent der Frankfurter gehören keiner der beiden großen Konfessionen mehr an
FRANKFURT
- Die Austrittswelle bei den beiden großen Kirchen setzt sich in
Frankfurt fort, wenn auch leicht gebremst. Vergangenes Jahr kehrten
insgesamt 5293 Christen der Kirche den Rücken. 2618 Katholiken und 2675
Protestanten wollten nicht mehr und erklärten ihren Austritt. Das hat
eine Nachfrage dieser Zeitung beim Frankfurter Amtsgericht ergeben.
ZAHLEN
Vergangenes Jahr zählte die evangelische Kirche in Frankfurt 128 551
Gemeindemitglieder. Die katholische Kirche zählte 149 000 Katholiken,
von denen 46 000 keine deutschen Muttersprachler sind. In der Summe
haben die beiden großen Kirchen rund 277 000 Mitglieder in Frankfurt,
das derzeit rund 720 000 Einwohner zählt. Das heißt: Mehr als 60 Prozent
der Frankfurter sind keine Mitglieder der großen Kirchen: Tendenz
steigend.
Seit 1970 hat sich die Religionslandschaft in der Schweiz stark
verändert. Immer mehr wählen die Konfessionslosigkeit – auch im Kanton
St. Gallen. Dies wird vorerst so bleiben, eine Trendwende ist nicht zu
erwarten.
PERRINE WOODTLI
ST.GALLEN. Der Anteil an Kirchenmitgliedern sinkt, die Zahl der
Konfessionslosen steigt. Dies zeigen die aktuellen Zahlen der Fachstelle
für Statistik des Kantons St. Gallen. Seit 1970 haben sich die
Konfessionszugehörigkeiten im Kanton St. Gallen und in der ganzen
Schweiz markant verändert.....................
Der Politologe Carsten Frerk kritisiert das Finanzgebaren der deutschen
Kirchen schon seit vielen Jahren. Im Finanzbericht des Bistums Köln –
einem der reichsten Bistümer der Welt - entdeckt er hinter einem
Milliardenvermögen großangelegte Immobilien- und Fondsgeschäfte. Alte
Verträge zwischen Kirche und Staat führen in anderen Kommunen zu
stetigen Einnahmequellen. In Frankreich dagegen sind Kirche und Staat
strikt voneinander getrennt. Ein Landpfarrer im Raum Lyon verdient
gerade einmal 960 Euro. Kirchengebäude müssen verkauft, Kirchen
abgerissen werden, weil ihr Unterhalt nicht mehr finanziert werden kann.
Autor
Michael Wech geht in seinem Film „Die Kirche und das Geld“ den weit
verzweigten Kirchenfinanzen nach und zeigt, welche Auswirkungen die
unterschiedlichen Kirchenfinanzsysteme in Deutschland und Frankreich
haben. So wird der Fall eines deutschen Pfarrers aufgerollt, der
Millionen unterschlagen hat, ohne dass seine bischöfliche
Aufsichtsbehörde aus diesem Vergehen grundlegende Konsequenzen zieht. In
Frankreich, im Bistum Lyon dagegen, haben die Pfarrer mit strikten
Sparmaßnahmen zu kämpfen und an vielen Orten, auch in der Metropole
Paris, verfallen die Kirchen, weil das Geld für die Sanierung fehlt. Die
Fälle sind symptomatisch und zeigen, dass es auf beiden Seiten Probleme
gibt. Doch eines macht der Film deutlich: Nicht nur Transparenz und
Kontrolle sind wichtig. Gerade die enge finanzielle Verknüpfung von
Kirche und Staat in Deutschland gehört dringend auf den Prüfstand.